04.10.2024
Geschnitztes und lebendiges Abendmahl
Jetzt nach drei Jahren sind alle 13 Figuren und der Maler Leodardo da Vinchi selbst fertiggestellt und konnten am 28. September während seines Herbstfestes bestaunt werden. Die Kirchengemeinde Münchenbernsdorf und Superintendent des Kirchenkreises Gera, Hendrik Mattenklodt, begleiten dieses Projekt von Beginn an mit Gottesdiensten und Andachten. Zusammen mit dem christlichen Unternehmer entstand die Idee, Da Vincis Abendmahl auf dem Festivalgelände lebendig werden zu lassen. „Wir bekommen eine Ahnung von dem großen Festmahl, bei dem Gott am Ende aller Zeiten alle Völker, alle Religionen einladen wird und auch wir sind dazu eingeladen“, betonte der Superintendent während des Gottesdienstes.
Christian Seliger aus Münchenbernsdorf lässt da Vincis Gemälde plastisch erwachen.
Das Gelände liegt mitten im Wald, umgeben von ein paar Tannen, einem Weg und großen und kleinen Holzskulpturen. Es ist das Weihnachtsbaumland von Christian Seliger, das er seit 15 Jahren alljährlich zur Adventszeit für den Weihnachtsbaumverkauf öffnet. Er betreibt an dieser Stelle einen Forstbetrieb mit Baumschule. "Vor einigen Jahren ist ein Lichterpark hinzugekommen. Inzwischen brennen über 200.000 Lämpchen, eine ganze Reihe Holzplastiken sind zu sehen und jährlich kommen neue Überraschungen dazu", erklärt Christian Seliger. "Dabei bildet die Weihnachtskrippe mit lebensgroßen Figuren den Anziehungspunkt zur Weihnachtszeit."
Seit mehreren Jahren verwandelt sich dieses Areal jeweils am letzten Septemberwochenende in ein Festivalgelände. Das Herbstfest heißt Ritz-Ratz-Festival und verweist im Namen bereits auf die Schnitzkunst.
Weltbeste Kettensägekünstler schufen ein bleibendes Meisterwerk
Seliger hat gerade in unserer bewegten Zeit nach etwas gesucht, was passend zu den Krippenfiguren die Menschen ansprechen könnte. "Da bin ich auf das Letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci (1452 - 1519) gestoßen", erklärt er. Das Gemälde gilt als Höhepunkt in da Vincis malerischem Schaffen und ist in den Jahren 1494 bis 1497 im Auftrag des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza entstanden. Das Bild beschreibt die Situation nach Jesu Worten "Einer von euch wird mich verraten" und versetzt damit die Jünger in große Aufregung. Jeder einzelne fragt "Bin ich's?" und alle rufen durcheinander. Nur Jesus bleibt inmitten der Situation ruhig.
Gemeinsam mit dem Kettensägekünstler Pablo López aus Ecuador, wurde aus der Idee Wirklichkeit. "Um die dreidimensionalen Gesichtszüge zu schnitzen und die Figuren in Größe und Form eine Einheit bilden zu lassen, haben wir einige der weltbesten Schnitzer nach Münchenbersdorf geholt", so der Initiator. Die Künstler kommen aus Ecuador, Russland, Deutschland, Argentinien und den Niederlanden. Wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, ist es kaum vorstellbar, wie aus hundertjährigen Eichenbaumstämmen mit den groben Maschinen Details, Emotionen und Hände entstehen.
Wie ein Herbstfest einen christlichen Mittelpunkt erhält.
An acht Tischen mit jeweils acht Personen luden Pfarrerin Stefanie Schwalbe und Superintendent Hendrik Mattenklodt im Anschluss zum Mahl des Herrn ein. Mit Brot, Wein und Saft kamen die Menschen ins Gespräch. Viele waren begeistert von der Idee und freuten sich, wie sich hier ein christlicher Unternehmer einbringt. Das andächtige Beieinander begleiteten die Besucher, die nicht am Tisch platzgenommen hatten mit großem Respekt. „Es ist wichtig dass solche christliche Traditionen erklärt werden und die Menschen, die in den Figuren nur Kunst erkennen, auch auf den Sinn dieser Darstellung hingewiesen werden“, erklärt eine Teilnehmerin von der Münchenbernsdorger Kirchengemeinde. „Das Gedenken an den Tod unseres Herrn ist heute noch genauso wichtig wie damals.“
Im nächsten Jahr werden die Abendmahlsfiguren in einem hölzernen Raum, wie auf dem Gemälde untergebracht sein. Dann möchten sich die Kettensägeschnitzer in das Guinness-Buch der Rekorde eintragen. Dieser Tag wird wieder mit einem Gottesdienst auf dem Firmengelände begleitet.
Doch das wichtigste ist, dass Christian Seliger alles ohne Fördermittel und sonstige Gelder aus eigener Kraft finanziert. Allein für die Ausrüstung, die Pavillons, Schutzkleidung und das Spezialbenzin für die Kettensägekünsler wird er von Sponsoren unterstützt.
Für den 58-jährigen zählt, was die Menschen von so einem Fest mitnehmen. Dabei bilden für ihn das wahre Leben und der lebendige Glaube eine feste Einheit.