06.03.2022
Werner Sylten Preis für Pfarrer Michael Kleim

Pfarrer Michael Kleim wurde mit dem Werner-Sylten-Preis der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM) geehrt.

Sein unermüdlicher Einsatz gegen jede Form des Antisemitismus, der Entrechtung, Diskriminierung und Zerstörung jüdischen Lebens, für die Religionsfreiheit, das Selbstverständnis des religiösen Judentums in Lehre und Leben und die Bewahrung des Gedenkens an die Juden in Gera werden mit diesem Preis gewürdigt. Charlotte Weber, Ökumenebeauftragte der EKM übergab die Urkunde im Rahmen eines Gottesdienstes am 6. März 2022 in der Geraer Salvatorkirche. Regionalbischöfin Friederike Spengler, Superintendent Hendrik Mattenklodt und Prädikantin Bärbel Vogt sowie Sarah Schreck (Orgel) und das Ensemble Folk(s)bardisten gestalteten diesen Gottesdienst.

Werner Sylten, geboren am 9. August 1893, wuchs in Hergiswyl in der Schweiz auf. Sein Vater entstammte einer jüdischen Familie und konvertierte vor der Eheschließung zum evangelischen Glauben. Werner, das älteste von fünf Kindern, wurde im christlichen Glauben erzogen und hat sich nach dem Abitur für ein evangelisches Theologiestudium entschieden. Er interessierte sich zunehmend für christlich-soziale Aspekte und nahm im letzten Semester ein Zusatzstudium in Volkswirtschaft und Sozialpädagogik auf. Kirche und Sozialarbeit gehörten für ihn eng zusammen. Im Jahre 1925 übernahm der Theologe das »Thüringer Frauenasyl« in der Eleonorenstraße in Bad Köstritz. Der Einrichtung liegt eine Stiftung zugrunde, die 1896 vom Fürstenhaus Reuß jüngere Linie ins Leben gerufen wurde. Entsetzt von den katastrophalen Zuständen im Heim begann er, aus der gefängnisähnlichen Einrichtung ein menschenwürdiges Mädchenheim zu erschaffen. Stets geleitet vom tiefen christlichen Glauben war er beseelt von modernen pädagogischen Vorstellungen. Aus der ehemaligen »Dunkelkammer « erwuchs für die jungen Frauen eine Schule für ihr Leben. Die Jahre in Bad Köstritz waren für Werner Sylten die arbeitsreichste, prägendste, aber auch schönste Zeit seines Lebens. Mit Machtübernahme der Nazis widersetzte er sich der braunen Ideologie und der Gleichschaltung der Jugend. Schon bald wurde der »Halbarier « von NS-Stellen als Freund Israels denunziert. Seine Frau hielt die ständigen Anfeindungen nicht aus und nahm sich 1933 das Leben. Von der Thüringer Landeskirche der sog. "Deutschen Christen" im Stich gelassen, musste er 1935 unverzüglich seinen Arbeitsplatz in Bad Köstritz räumen. Seine Aktivitäten in der Bekennenden Kirche und die Unterstützung für verfolgte »nichtarische« Christen in Berlin führten 1941 zur Internierung im Konzentrationslager Dachau. Am 12. August 1942,  wurde er von den Nazis nach  Schloss Hartheim bei Linz verschleppt und dort ermordet. Heute findet sich sein Name unter den »Gerechten unter den Völkern« in Yad Vashem.


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