06.03.2022
Gera geht gemeinsam! - Suchet der Stadt Bestes und betet für sie

Mit der ersten Andacht am Aschermittwoch begannen die Passionsandachten unter dem Thema "Momento".

In den Wochen bis 6. April wird an jedem Mittwoch ab 19 Uhr in der Geraer Salvatorkirche Themen, die die Menschen aktuell bewegen gedacht.

  9. März Zuwendung
16. März Ordnung und Gerechtigkeit
23. März Aufmerksamkeit - Einsamkeit
30. März Druck - Angst
 6. April Erinnerung


Im Rahmen der erste Passionsandacht wurde folgende gemeinsame Erklärung der Kirchen und Kulturschaffenden unserer Stadt an die Bürgerinnen und Bürger übertitelt:

Liebe Bürgerinnen und Bürger der Stadt Gera, 

das Wohl unserer Stadt liegt uns am Herzen. Der innere Friede, die soziale und schulische Entwicklung unserer Kinder, die wirtschaftliche Wohlfahrt ganzer Familien, viele Einrichtungen – insbesondere der Kultur und Gastronomie – sind gefährdet. Pflege-Einrichtungen stehen vor dem Notstand. Weniger gut betuchte Familien sind besonders betroffen: Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich weiter. Nicht immer nachvollziehbare behördliche Entscheidungen im Zusammenhang mit der Covid-Pandemie haben die Menschen erschüttert und gespalten, bis hinein in die Familien und in bisher bewährte Arbeitsteams. Weniges von dem, was gesellschaftlich angedacht oder behördlich angeordnet wird, führt zu einem Ergebnis, das alle überzeugt. Ein Desaster, das der Aufarbeitung bedarf! Kurz: Bereits vor dem vermeintlichen Ende der Pandemie droht ein Auseinanderfallen unserer Stadtgesellschaft. Wie kann ein Mindestmaß an gesellschaftlichem Grundvertrauen bewahrt werden? Halten wir einen Augenblick inne und besinnen wir uns: Die Älteren in Gera haben sich 1989 in Friedensgebeten und auf den Straßen für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit eingesetzt. Der Faschismus ging in Deutschland 1945 unter. Die letzte Diktatur auf deutschem Boden zerbrach 1989/90. Es verrät Geschichtsvergessenheit, wenn heute Menschen auf der einen Seite pauschal und ungeprüft als Faschisten bezeichnet, auf der anderen Seite die derzeitigen Verhältnisse mit denen der ehemaligen DDR vergleichen werden. Heute ist mitnichten Aufstandszeit, heute ist Demokratiezeit! Nur mit gegenseitiger Rücksichtnahme und gesellschaftlichem Miteinander kann unsere offene, freie und solidarische Gesellschaftsordnung überleben. Das heißt: Alle, die mitdemonstrieren. sind mit ihrer Meinungsäußerung zunächst ernst zu nehmen. Alle – da gibt es weder eine falsche Toleranz noch Kompromisse – müssen sich an die Regeln des Anstands und des Respekts voreinander halten. Das gilt selbstverständlich auch in der Wortwahl untereinander und ohne Abstriche auch gegenüber der Polizei. Keine Gewalt! Wie wir reden, und was wir tun, sagt etwas darüber aus, wes Geistes Kind wir sind. Wir suchen im Tun und im Gebet der Stadt Bestes, wenn wir Formate entwickeln, in denen Konflikte angesprochen und Lösungen gesucht werden. Wir fordern unsere gewählten Vertreterinnen und Vertreter auf, dem Volk aufs Maul zu schauen und selbst bereit zu sein, Rede und Antwort zu stehen. Wir blicken zurück, und uns wird bewusst: Wir haben einander viel zu vergeben. Wir blicken voraus, und uns wird klar: Der Weg zur Versöhnung ist weit. Religiöse Menschen in Gera werden für den inneren Zusammenhalt unserer Stadt beten. Die Kirchen und die Moschee der Stadt Gera bieten Raum zum offenem Austausch wie zum stillen Gedenken. Jede und jeder ist aufgefordert, zum vertrauensvollen Miteinander in unserer Stadt etwas beizutragen. Denn es gibt keine Demokratie, außer man tut sie. 

Hendrik Mattenklodt (Superintendent für den Evangelischen Kirchenkreis Gera)
Bertram Wolf (Dekan, Römisch-Katholische Pfarrei St. Elisabeth Gera)
Hassan Salim (Imam der Moschee Gera)
Dr. Frank Hiddemann (Leiter der Ökumenischen Akademie Gera-Altenburg)
Lars Hausigk (Präses der Kreissynode Gera / Vorsitzender CVJM Gera)
Heinrich-Dieter Hischer (Methodistische Gemeinde Gera)
Prof. Dr. Lothar Hoffmann (Musik für Gera e.V.)
Heiko Kappler (Neuapostolische Kirche Gera)
Kay Kuntze (Generalintendant Theater Gera-Altenburg)
Dr. Hans Mikosch (Propst i.R.),
Cornelia Thiem (Freie Evangelische Gemeinde Gera)
Dr. Friederike F. Spengler (Regionalbischöfin Bischofssprengel Erfurt)
Stefan Taubmann (Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Gera) 

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