25.11.2024
Totengedenken in Gera mit den Musikalischen Exequien

Heinrich Schütz (1585 – 1672) Musikalische Exequien SWV 279 am Ewigkeitssonntag, 24.11.2024
Wenn die Tage kürzer werden und die dunklere Jahreszeit beginnt, kommt es bei vielen Menschen zum Nachdenken über das eigene Leben. Bisher Erlebtes, Trauer und Tod, Krankheit, Leiden und Vergänglichkeit kommen in den Sinn. Heinrich Schütz hat in seinen Musikalischen Exequien diese Gedanken in Musik verarbeitet. Das Werk zählt zu den bedeutendsten Kompositionen seiner Zeit. Schütz orientiert sich hierbei an der Begräbnisordnung im 17. Jahrhundert und verarbeitete den Ablauf in Form einer "Teutschen Missa". Im gerade zu Ende gehenden Jahr des Gedenkens an vor 500 Jahren erstes Gesangbuch bekommt dieses Werk noch einen besonderen Bezug. Es spiegelt den endgültigen Sieg der Reformation im Herrschaftsbereich Gera wider. Damit kann die Musik zum Ewigkeitssonntag in St. Johannis auch als ein Beitrag zu diesem Gedenken verstanden werden.

Der Landesherr Heinrich II, auch bekannt unter Heinrich Posthumus Reuß, bekannte sich offen zur Lehre Luthers und setzte zu Lebzeiten viele Ideen der Reformators in die Tat um. In seiner Regierungszeit entstand 1608 die erste Bildungsstätte für seine Landeskinder, das Rutheneum in Gera. Er plante seine Begräbnisfeier sehr detailliert und seinen Sarkophag zieren Sarginschriften, die er selbst aussuchte. Daher ist der Prunksarg nicht nur ein hohes kulturelles Gut, sondern Ausdruck des Individualismus im Glauben und das Resultat der Veränderungen durch die Reformation. Mit diesen Inschriften bekannte sich Heinrich Posthumus vor aller Welt zu den Aussagen Luthers und zum Protestantismus. Nach dem Tod des Landesherrn erhielt Heinrich Schütz von der Familie Reuß den Auftrag, eine Begräbnismusik auf Basis dieser Sarginschriften zu komponieren. Dieses Auftragswerk umrahmte die Trauerfeier des Heinrich Posthumus im Jahre 1636 in der damaligen Johanniskirche in Gera.

Kantor Martin Hesse versucht mit der alljährlichen Aufführung der Musikalischen Exequien eine alte Tradition wiederzubeleben. Um die Einzigartigkeit und die Tiefe im Detail besser zu verstehen, werden die Musikalischen Exequien in einen Abendgottesdient eingebunden. Die Aufführung umrahmten die Kirchenlieder „Die Nacht ist kommen“ und „Wachet auf, ruft uns die Stimme“. Dargeboten wurde dieses Schlüsselwerk von Schütz in der Johanniskirche durch den Heinrich-Schütz-Chor mit Gästen, den Solisten Dorothea Franke, Mirjam Tuchscherer, Konstanze Topstedt, Falco Renner, Claus Straßner, Till Malte Mossner und Jörg Topfstedt. Dazu spielten Claudia Stillmark (Cello) und Benjamin Stielau (Orgel) Basso Continuo. Die Leitung hatte Kantor Martin Hesse. (Fotos: Wolfgang Hesse)


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