12.11.2024
Dreiklang des Gedenkens am 9. November 2024

Der historische Tag 9. November steht im Mittelpunkt von Gedenken und Dankbarkeit
Andachten und der Klang der Stolpersteine erinnern an das Pogrom am 9. November 1938

Alljährlich erinnert dieser Tag an die dunkelsten Kapitel unserer Gesellschaft in unserem Land, mahnte Oberbürgermeister Kurt Dannenberg am Mahnmal der Zerstörung der ehemaligen Synagoge in Gera. Mit diesen Pogromen begann die schrittweise Vertreibung und Ausrottung von Juden und Jüdinnen. Kurt Dannenberg erinnerte daran, dass es Menschen waren, Menschen aus Gera, die unter Gewalt, Unterdrückung und Ungerechtigkeit gelitten haben. Die Geraer Archive belegen, dass diese Ereignisse auch in Gera geschehen sind. Heute erinnern 102 Stolpersteine in Geras Innenstadt an die Familien, die unter unmenschlichen Bedingungen leiden mussten oder ermordet wurden.

Für uns ist der 9. November auch ein Tag der Freude, den 1989 fiel die Mauer, die Jahrzehnte Ost- und Westdeutschland voneinander trennte, so Dannenberg weiter. Heute ist für viele die Wiedervereinigung selbstverständlich geworden, doch es waren die Bürgerinnen und Bürger der DDR, die dies erreicht und geprägt haben. Die Mauer wurde im Osten geöffnet. Nur durch den Kampf der Menschen um Frieden und Freiheit konnte das erreicht werden. Heute heiße es, diese Zeit zu reflektieren und Lehren daraus zu ziehen.

Gregor Hansel, katholischer Pfarrer in Gera, betonte, dass das Erinnern auch der Glaube ist. Wie können wir Gutes erreichen und Böses verhindern.

In der Trinitatiskirche Gera fand danach zum Gedenken an die Pogrome am 9. November 1938 eine Ökumenische Andacht statt. Andreas Martz vom Arbeitskreis Christlicher Kirchen der Stadt (ACK) ging auf das Lied, das in diesem Dreiklang eine wichtige Rolle spielt, ein und erklärte den Text von „Dos Kelbl“, der in Jiddisch geschrieben ist. Der Text handelt von einem Kälbchen, das auf einem Wagen (zur Schlachtbank) transportiert wird. Eine Schwalbe dreht Pirouetten am Himmel. Das Kalb schreit, und der Bauer antwortet: „Wer sagt denn, dass du ein Kalb sein sollst? Du hättest doch auch eine Schwalbe sein können.“ Das Lied endet mit dem Fazit, dass hilflose Kälber geschlachtet werden, aber wer Flügel hat, fliegt nach oben und ist niemandes Knecht. Das Stück spielt auf den Transport von Menschen in Konzentrationslager an.
Dabei geht der Refrain Donaj zurück auf die Kurzform von Adonai, einer im Hebräischen üblichen Anrede von Gott. Mit Akkordeon, Flöte und Cello begleiteten die Folksbardisten das Lied, das alle in der Trinitatiskirche mitsingen konnten.

Im Anschluss ging es zu Fuß und unter Leitung von Gästeführerin Sabine Hesse zu einigen Stellen in der Stadt, wo an den Plätzen der Stolpersteine mit Musik und Texten der Familien, die hier lebten, gedacht wurde.

Das Lied „Dos Kelbl“ wird seit 2017 jedes Jahr am 9. November beim Klang der Stolpersteine in vielen Stadtteilen von Jena zum Gedenken an die Novemberpogrome 1938 gemeinschaftlich und öffentlich gesungen und musiziert. Nun hat es Cat Henschelmann nach Gera geholt und möchte, dass es auch hier zur Tradition am 9. November wird.


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