17.07.2023
Kirchenkreis trennt sich von St. Michael in Pforten
Die evangelischen Ortskirche St. Michael in Gera.Pforten gehörte bis zuletzt zur Stadtkirchengemeinde Gera. Mit der Entwidmung dieses Gotteshauses trennt sich der Kirchenkreis Gera erstmalig von einem Kirchengebäude, betonte Superintendent Hendrik Mattenklodt. Das Bestreben gehe zu einer neuen Struktur im Kirchenkreis, bei der Austrahlungsorte das Leben in und zwischen den Gemeinden auf eine neue Grundlage stellen, die ganze Kraft dort konzentrieren und damit die Menschen in eine lebendige Kirche mitnehmen.
Mit Traurigkeit und doch voller Hoffnung auf die Zukunft des kirchlichen Lebens in Gera trennte sich am 16. Juli die Geraer Stadtkirchengemeinde von der Ortskirche in Gera-Pforten.
Das Gebäude erlebte eine sehr wechselhafte Geschichte von 1939 bis heute.
"Bis 1632 gab es eine kleine Kapelle in der Nähe des Rittergutes Pforten, die von Gera aus versorgt wurde. Seit 1919 wurde Pforten nach Gera eingemeindet. Von da an waren die Pfortner nach Gera zur Kirche gewiesen. Erst 1939 erhielten sie auf der Bergkuppe, der Trennungslinie zwischen dem dörflichen und dem städtischen Teil dieses Vorortes, ihre Kirche. Bei der Einweihung durch die Deutschen Christen" (DC) hatte der Dachreiter anstatt eines Kreuzes ein Hakenkreuz erhalten.
1946 wurde die Kirche nochmals geweiht, weil diese Weihe nicht anerkannt werden konnte. Damals erhielt sie den Namen „St. Michael". Der Glockenturm mit flachem Zeltdach und Kreuz steht seit 1951. Für eine Vorstadtgemeinde, die ohne Tradition neu beginnt, ist diese modern eingerichtete Kirche das rechte Gotteshaus. Es ist mit allem, was für den Gottesdienst nötig ist, ausgestattet. Hohe Fenster lassen viel Licht ein, die große Michaelsfigur in der Altarnische strahlt es zurück. Das aus farbig verschiedenem Metall zusammengefügte Kunstwerk von Herbert Enke verteilt je nach Lichteinfall unterschiedliche Farbtöne in den Raum." (aus "Kirchen in und um Gera", Paul Heller 1987)
Am 16. Juli 2023 wurde das Gotteshaus für den gottesdienstlichen Gebrauch entwidmet. Solch ein Vorgang ist immer mit Schmerz verbunden. Für Menschen, die ein Lebensereignis, wie Taufe, Konfirmation oder Trauung, hier erlebten, bedeutet solch ein Gotteshaus mehr als nur ein Gebäude. Regionalbischöfin Friederike Spengler, Superintendent Hendrik Mattenklodt und Pfarrer Stefan Körner leiteten diesen letzten Gottesdienst in Pforten. Friedrich Franke, der sich in den letzten 20 Jahren ehrenamtlich und als Liturg für diese Kirchen verantwortlich zeigte, nahm mit bewegten Worten Abschied vom Kirchenraum. Die sakralen Gegenstände wurden einzeln vom Altar genommen und aus dem Gebäude gebracht. Gott wird auch ohne dieses Gotteshaus die Arbeit an seiner Gemeinde fortsetzen, dessen sind sich die Theologen sicher. Das Gebäude soll durch den Gemeindekirchenrat der Stadtkirchengemeinde veräußert werden. Eine diesbezügliche Entscheidung ist derzeit noch nicht gefallen. (Wolfgang Hesse)